Bauernpräsident: Obst und Gemüse werden knapper und teurer

Landwirten fehlen Erntehelfer aus Osteuropa – Rukwied warnt: „Nicht gleichwertig zu ersetzen“

Das Lebensmittelangebot in den Supermärkten wird sich laut Bauernpräsident Joachim Rukwied in den kommenden Wochen und Monaten wohl spürbar ändern. Im Interview mit der „Neuen

Bauernpräsident: Obst und Gemüse werden knapper und teurer
Quelle: pixabay.com / Shutterbug75

Osnabrücker Zeitung“ sagte Rukwied: „Wir müssen damit rechnen, dass es insgesamt zu einer Verknappung bei Obst und Gemüse kommen wird.“ Hintergrund sei der Mangel an Saisonarbeitskräften aus Osteuropa im Zuge der Corona-Krise. Pflanzen, Pflegen und Ernten werde in diesem Jahr nicht so ablaufen können wie gewohnt. Landwirte stünden derzeit akut vor der Entscheidung, ob sie Pflanzgut abbestellten.

Rukwied sagte: „Wir müssen uns als Verbraucher in den kommenden Monaten umstellen.“ Er gehe zudem davon aus, dass es Preissteigerungen geben werde. Die Nachfrage werde auch nicht durch Importe gedeckt werden können, da in den Obst- und Gemüseanbau-Regionen in Südeuropa ebenfalls Arbeitskräfte fehlen. Die Saisonarbeiter seien auch nicht durch Freiwillige zu ersetzen, betonte Rukwied. Die Mitarbeiter aus Osteuropa seien zum Teil seit Jahren oder Jahrzehnten in den einzelnen Betrieben tätig und hätten entsprechende Erfahrung.

Überlegungen der Bundesregierung, Asylbewerber oder Arbeitslose auf den Feldern einzusetzen, würden „den Arbeitskräftemangel nur lindern“, betonte der Bauernpräsident. Das gelte auch für Angebote von Freiwilligen oder Vermittlungsplattformen im Netz. „Wir Bauern erleben derzeit eine große Solidarität“, sagte Rukwied dazu. „Allerdings wollen viele offenbar nur in Teilzeit aushelfen. Erntehelfer ist aber ein Vollzeitjob.“ Er forderte die Bundesregierung auf, die Grenzen für Erntehelfer so schnell wie möglich wieder zu öffnen. Aber selbst wenn dies geschehe, sei unklar, ob die Saisonkräfte tatsächlich zurückkämen.

Bauern wollen schärfere Düngeregeln im Zweifelsfall vor Gericht stoppen

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Osnabrück. Die Landwirte in Deutschland überlegen, die beschlossene Verschärfung der Düngeverordnung auf gerichtlichem Wege zu stoppen. Bauernpräsident Joachim Rukwied kündigte im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ an: „Wir werden prüfen, ob der Klageweg Aussicht auf Erfolg hat.“ Die geplanten Maßnahmen basierten „auf nicht fachgerechten Vorgaben. Das ist für mich schlichtweg ein Unding.“ Einzelne Maßnahmen wie die pauschale Reduktion der Düngung in einigen Regionen um 20 Prozent seien „fachlicher Unsinn“.

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Am vergangenen Freitag hatte der Bundesrat die Verschärfung der Düngeverordnung beschlossen. Die Maßnahmen sollen dem Schutz des Grundwassers vor Nitrateinträgen dienen. Der Stoff gelingt unter anderem beim Düngen mit Gülle oder Gärresten in die Umwelt. Rukwied sagte der „NOZ“, es greife zu kurz, nur die Landwirte für eine Nitratbelastung verantwortlich zu machen. „Alle Nitrat-Messstellen in Deutschland müssen auf ihre Validität überprüft werden. Und auch andere Faktoren müssen betrachtet werden. Wie dicht sind Abwasserleitungen? Das muss überprüft werden.“

Angesichts von Lieferboykott-Aufrufen einzelner Landwirte als Reaktion auf die kommende Verschärfung sagte Rukwied: „Die Frustration ist riesig. Ich kann den Ärger verstehen.“ Die Bauern würden ihrem gesellschaftlichen Auftrag aber gerecht werden und die Gesellschaft weiter mit Lebensmitteln versorgen. Er warnte allerdings: „Wenn die Politik diesen Weg weitergeht, wird die familiengetragene Landwirtschaft in Deutschland nach und nach verschwinden.“

(Neue Osnabrücker Zeitung / ots)

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Über den Autor: Frank Baranowski