Die Nachfrage nach Mineralwasser ohne oder mit wenig Kohlensäure ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Konsumenten legen zunehmend Wert auf eine sanfte Erfrischung ohne die intensiven Bläschen eines stark sprudelnden Wassers. Diese Entwicklung spiegelt sich deutlich in der Produktion wider, die sich zunehmend auf die Varianten „still“ und „medium“ verlagert. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland insgesamt 13,7 Milliarden Liter Mineralwasser produziert. Mehr als die Hälfte dieser Menge entfiel auf stilles oder leicht kohlensäurehaltiges Wasser. Im Vergleich zu 2009 hat sich die Produktion dieser Varianten nahezu verdoppelt, während der Absatz von stark kohlensäurehaltigem Mineralwasser kontinuierlich rückläufig ist. Auch die ersten Quartalszahlen aus dem Jahr 2020 zeigen einen Anstieg der Mineralwasserproduktion um 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wobei der Trend zu weniger Kohlensäure weiterhin stabil bleibt.
Der steigende Marktanteil von stillen Mineralwassern
Seit 2016 wird in Deutschland mehr stilles und medium Mineralwasser produziert als sprudelndes Wasser mit hohem Kohlensäuregehalt. Die Vorlieben der Verbraucher haben sich spürbar gewandelt, was nicht zuletzt an gesundheitlichen Aspekten liegen könnte. Viele Menschen empfinden stilles Wasser als bekömmlicher und verträglicher, insbesondere bei empfindlichem Magen. Zudem spielt die zunehmende Orientierung an nachhaltigen und natürlichen Produkten eine Rolle. Stilles Mineralwasser wird oft als ursprünglicher und natürlicher wahrgenommen, da es keine zusätzlichen Kohlensäurebehandlungen benötigt. Der Anteil von Mineralwasser an den insgesamt produzierten Erfrischungsgetränken in Deutschland beträgt mehr als 52 Prozent, während Limonaden und andere süße Getränke nur rund 10 Prozent ausmachen.
Import und Export von Mineralwasser
Die Entwicklung des Marktes zeigt nicht nur nationale Trends, sondern auch Veränderungen im internationalen Handel mit Mineralwasser. Im Jahr 2019 wurden rund 1,1 Milliarden Liter Mineralwasser nach Deutschland importiert. Auffällig ist dabei, dass der größte Anteil der Importe auf stilles Wasser entfiel. Insgesamt 86,6 Prozent der Einfuhren waren Mineralwasser ohne Kohlensäure. Der Hauptlieferant für stilles Wasser ist Frankreich, das mit einem Marktanteil von 85,9 Prozent eine führende Rolle einnimmt. Kohlensäurehaltiges Mineralwasser stammt hingegen häufig aus Italien, das etwa 59,1 Prozent des deutschen Bedarfs an Sprudelwasser abdeckt.
Während der Import von stillem Wasser zunimmt, hat sich der Exportmarkt für deutsches Mineralwasser in eine andere Richtung entwickelt. Rund 64 Prozent der exportierten Mengen bestanden aus Wasser mit Kohlensäure. Insgesamt wurden im Jahr 2019 rund 334 Millionen Liter Mineralwasser ins Ausland verkauft, was eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 2009 darstellt. Doch auch hier zeigt sich eine neue Entwicklung: Im ersten Quartal 2020 sank der Export um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ebenso sanken die Importe um 7,3 Prozent, was unter anderem auf wirtschaftliche Schwankungen und veränderte Konsumgewohnheiten zurückgeführt werden kann.
Preisentwicklung und Verbraucherverhalten
Neben dem wachsenden Absatz von stillem und medium Mineralwasser gibt es auch eine deutliche Preisentwicklung in diesem Segment. Zwischen 2015 und 2019 stiegen die Preise für stilles Wasser überdurchschnittlich stark um 7,6 Prozent. Dies übertrifft die allgemeine Inflationsrate, die im gleichen Zeitraum bei 5,3 Prozent lag. Im Gegensatz dazu verzeichnete kohlensäurehaltiges Wasser einen moderateren Preisanstieg von 3,9 Prozent. Diese Differenz könnte unter anderem mit der veränderten Nachfrage zusammenhängen. Da stilles Mineralwasser als besonders hochwertig und gesundheitsbewusst gilt, sind Verbraucher offenbar bereit, für diese Variante mehr zu bezahlen. Auch der nachhaltige und oft mit Bio-Qualität verbundene Imagefaktor spielt eine Rolle in der Preisgestaltung.
Warum stilles und medium Mineralwasser immer beliebter werden
Die Gründe für den Wandel im Trinkverhalten sind vielfältig. Neben gesundheitlichen Aspekten wie der besseren Verträglichkeit gibt es auch Umweltaspekte, die eine Rolle spielen. Viele Verbraucher legen zunehmend Wert auf eine ressourcenschonende Produktion und vermeiden unnötige CO2-Zugaben. Zudem empfinden viele Menschen stilles Wasser als geschmacksneutraler und angenehmer zu konsumieren. Gerade bei der Kombination mit Speisen bevorzugen viele Verbraucher ein Wasser, das nicht durch Kohlensäure dominiert wird. Auch in der Gastronomie zeigt sich der Trend hin zu stillen Wassern, da diese als idealer Begleiter zu hochwertigen Gerichten gelten.
Fazit: Mineralwasser mit wenig oder ohne Kohlensäure auf Erfolgskurs
Die Entwicklung auf dem Markt für Mineralwasser zeigt klar, dass stilles und medium Mineralwasser auf dem Vormarsch sind. Die Produktion steigt kontinuierlich, während die Nachfrage nach stark kohlensäurehaltigem Wasser rückläufig ist. Neben gesundheitlichen Gründen spielt auch das veränderte Konsumverhalten eine Rolle, bei dem natürliche und nachhaltige Produkte immer stärker bevorzugt werden. Der Markt für stilles Wasser ist sowohl national als auch international im Wachstum, und es ist zu erwarten, dass dieser Trend in den kommenden Jahren weiter anhält. Unternehmen in der Mineralwasserbranche reagieren auf diese Veränderungen, indem sie ihre Produktion entsprechend anpassen und neue Produktvarianten entwickeln. Der Handel mit Mineralwasser wird weiterhin eine bedeutende Rolle in der Getränkeindustrie spielen, während die Verbraucher von einer größeren Auswahl und höheren Qualitätsstandards profitieren.
Quelle: destatis
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