Das Ifa-Museum in Nordhausen – ein Erlebnisort der besonderen Art, nicht nur für Technikbegeisterte
Das IFA-Museum Nordhausen widmet sich einer spannenden und langen Geschichte des ehemaligen IFA-Motorenwerks in Nordhausen, das eine bedeutende Rolle in der deutschen Industriegeschichte spielte. Seit seiner Gründung im Jahr 1905 und der Schließung der Werkstore 1992 hat das IFA-Werk Nordhausen zahlreiche Entwicklungen durchgemacht, die den Standort zu einem der zentralen Industrieherzen in der Region machten. Die Geschichte des Werks reicht von der Herstellung von Grubenlokomotiven bis hin zum Dieselmotorenbau, und der Umbau des Werks in ein Museum sorgt dafür, dass dieses industrielle Erbe nicht in Vergessenheit gerät. Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Meilensteine in der Geschichte des IFA-Werks und der heutigen Bedeutung des IFA-Museums.
Die Gründung des IFA-Werkes bis 1935
Die Ursprünge des späteren IFA-Werks Nordhausen reichen bis ins Jahr 1905 zurück, als die Firma Gerlach & König gegründet wurde. Das Unternehmen, das sich auf Maschinen und Ausrüstungen für die schnell wachsende Kali- und Gipsindustrie spezialisierte, legte den Grundstein für den industriellen Standort in Nordhausen. Bereits 1907 firmierte die Firma als Maschinenfabrik Montania und erweiterte ihre Produktion um motorgetriebene Lokomotiven, die in den Bergwerken und auf Feldbahnen eingesetzt wurden.
Im Jahr 1912 wurde das Unternehmen von der bekannten Firma Orenstein & Koppel übernommen. Während des Ersten Weltkriegs stellte Montania umfangreiche Rüstungsgüter her, darunter Motorlokomotiven für militärische Zwecke sowie Teile für die Artillerie. Nach Kriegsende konnte die Produktion von Lokomotiven wieder aufgenommen werden. 1935, nach der sogenannten Arisierung, wurde das Unternehmen von den Nazis enteignet, und die Maschinenbau u. Bahnbedarf AG (MBA) trat in die Fußstapfen von Orenstein & Koppel.
Rüstungsproduktion und Raketenentwicklung
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs erweiterte das Werk seine Produktpalette, indem es vermehrt Rüstungsgüter produzierte, darunter Maybach-Panzermotoren und Teile für Nebelwerfer. Die Kriegsjahre brachten eine steigende Anzahl von Zwangsarbeitern ins Werk, die unter sehr schlechten Bedingungen arbeiteten. Trotz der Bombardierungen im Jahr 1945, bei denen große Teile von Nordhausen zerstört wurden, blieb das Werk unbeschädigt. Nach dem Krieg nahmen amerikanische Truppen das Werk ein, aber nur kurze Zeit später wurde es von den Sowjets übernommen, die das Werk für den Bau von Raketentechnologie nutzten.
In den folgenden Jahren, 1947 bis 1948, wurde das Werk in den Nachbau der A4-Rakete integriert. Der Name Montania Werk 2, Triebwerksbau, wurde eingeführt, und die Produktion von Triebwerken für die V2-Raketen begann. Jedoch zogen die Sowjets 1947 die gesamte Produktion ab und verlagerten die Anlagen nach Kapustin Jar, nahe Stalingrad. In der Folge wurde das Werk demontiert, und der Standort lag zunächst brach.
Die Wiederbelebung des Standorts 1948 bis 1965
Im Jahr 1948 begann das IFA Schlepperwerk Nordhausen seine Produktion an diesem historischen Standort. Es dauerte nicht lange, bis das Werk expandierte und die ersten Traktoren, darunter die „Brockenhexe“, produziert wurden. 1956 stellte das Werk den Traktor „Pionier“ vor, der den Weg für eine Reihe von modernen Traktoren ebnete, die später unter dem Namen „Famulus“ bekannt wurden.
In den Jahren 1964 und 1965 erlebte das Werk einen wichtigen Wendepunkt. Im Zuge von Veränderungen in der DDR-Planwirtschaft wurde das Werk auf die Fertigung von Dieselmotoren umgestellt. Dies markierte den Beginn einer neuen Ära, in der das Werk unter anderem Lkw-Motoren des Typs EM 4 produzierte. Diese Motoren wurden ein bedeutendes Produkt des Werkes und fanden über zwei Jahrzehnten lang Anwendung in vielen Fahrzeugen und Maschinen der DDR.
Der Aufstieg des Dieselmotors und der Niedergang in den 1980er Jahren
Ab 1967 begann die Serienproduktion des EM 4 Dieselmotors, der zu den bekanntesten und meistgebauten Motoren der DDR gehörte. Im Jahr 1973 wurde eine zweite Entwicklungsstufe des Motors eingeführt, und die Produktion wurde weiter ausgebaut. Die Mitarbeiterzahl im Werk stieg stetig und erreichte 1975 über 3.000 Beschäftigte. Doch trotz des anhaltenden Erfolgs in den 1970er Jahren und des internationalen Erfolges der Nordhäuser Dieselmotoren nahte das Ende des Unternehmens in den späten 1980er Jahren.
Im Jahr 1989, kurz vor der Wiedervereinigung, beschäftigte das Werk noch 4.375 Mitarbeiter. Doch die politischen und wirtschaftlichen Umwälzungen führten zum langsamen Zerfall des Unternehmens. 1990 wurde das Werk in eine GmbH umgewandelt, doch die Gespräche mit Mercedes-Benz über eine Fortführung der Produktion scheiterten. In der Folge stellte das Unternehmen nach und nach die Produktion ein, und das Werk wurde schließlich 1992 geschlossen.
Vom Industriekomplex zum IFA-Museum
Nach der Schließung des IFA-Werks standen die Gebäude leer, doch das Gelände fand eine neue Bestimmung. Die ehemaligen Hallen des Werks wurden von neuen Unternehmen besiedelt, und der Standort erlebte eine gewisse wirtschaftliche Belebung. Doch das historische Erbe des IFA-Werks sollte nicht vergessen werden. Im Jahr 2011 wurde das IFA-Museum Nordhausen gegründet und fand seinen Platz im ehemaligen IFA-Kulturhaus.
Das Museum widmet sich der Geschichte des Werks und der industriellen Entwicklung der Region. Es bietet den Besuchern eine umfassende Dauerausstellung, die das Erbe des IFA-Werks in all seinen Facetten beleuchtet – von der Traktorenproduktion bis hin zur Fertigung von Dieselmotoren und der Bedeutung des Werks in der DDR-Wirtschaft. Besonders bemerkenswert ist die Sammlung von Fahrzeugen und Maschinen, die in den Jahren des Bestehens des Werks gefertigt wurden.
Besuch des IFA-Museums Nordhausen
Das IFA-Museum bietet eine faszinierende Reise durch die Geschichte des ehemaligen IFA-Werks und des industriellen Standorts Nordhausen. Die Ausstellung ist besonders für Technik- und Industrieinteressierte sowie für all diejenigen, die sich für die wirtschaftliche Geschichte der Region interessieren, von großem Wert. Besucher haben die Möglichkeit, mehr über die Entwicklung der Maschinenproduktion und der Dieselmotorentechnologie zu erfahren und können historische Traktoren, Motoren und weitere Exponate bewundern.
Das Museum hat von April bis November dienstags und donnerstags geöffnet. Im Winterhalbjahr, von Dezember bis März, ist es ebenfalls dienstags und donnerstags zugänglich, zusätzlich öffnet es jeden zweiten Samstag im Monat. Führungen sind auf Anfrage auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich, was das Museum zu einem interessanten Ziel für Schulklassen und Gruppen macht, die tiefer in die Geschichte des Werks eintauchen möchten.
Kontakt und Anschrift IFA-Museum Nordhausen
Montaniastraße 13
99734 Nordhausen
Telefon: +49 (0)3631 4791543
Mail: info@ifa-museum-nordhausen.de
Webseite ifa-Mueseum Nordhausen
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Das IFA-Museum Nordhausen hat sich erfolgreich als Bewahrer des industriellen Erbes des ehemaligen IFA-Werks etabliert. Durch die Präsentation der Geschichte des Werkes, das von der Herstellung von Grubenlokomotiven und Traktoren bis hin zur Produktion von Dieselmotoren und Raketenantrieben reichte, liefert das Museum einen einzigartigen Einblick in die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Es ist ein Ort des Erinnerns und des Lernens, der dafür sorgt, dass die Geschichte des IFA-Werks Nordhausen auch in Zukunft lebendig bleibt.
Quelle und Bilder: Redaktion
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