Erfurt ist weit mehr als ein hübsches Postkartenmotiv mit Dom, Krämerbrücke und Fachwerkidylle. Wer sich abseits der klassischen Sehenswürdigkeiten bewegt, findet hier Geschichten mit Charakter, Orte voller Authentizität und kulinarische Überraschungen, die einem das Gefühl geben, wirklich angekommen zu sein. In der Hauptstadt Thüringens verschmelzen Geschichte, Genuss, Kreativität und Lebensqualität zu einem einzigartigen Stadterlebnis. Diese 15 Geheimtipps zeigen Erfurt von seiner besonderen Seite.
Weinladen L’escargot auf der Krämerbrücke
Zwischen Fachwerkhäusern, Pflastersteinen und mittelalterlicher Atmosphäre liegt mitten auf der Krämerbrücke ein Ort, der nicht nur Weinliebhaber verführt. Der kleine, elegant gestaltete Weinladen L’escargot ist ein Refugium für Menschen mit feinem Gaumen und einem Gespür für Qualität. Hier trifft die thüringische Weinkultur auf internationale Raritäten. Die Auswahl reicht von regionalen Weinen der Saale-Unstrut bis hin zu französischen Burgundern und italienischen Klassikern.
Der Weinladen ist ein besonderer Treffpunkt für Besucher und Einheimische gleichermaßen. Gut gekühlte und temperierte Weine in stimmungsvoller Atmosphäre, dazu ein paar Oliven oder Käse – entweder im gemütlichen Inneren oder auf Stühlen direkt vor dem Gebäude auf der historischen Brücke. Dort kommt man ins Gespräch. Ein Glas Riesling in der Hand, den Blick auf das lebendige Treiben der Brücke gerichtet, so schmeckt Erfurt auf genussvolle Weise.
Süße Verführungen auf der Krämerbrücke: Schokolade und Eis vom Feinsten
Mitten auf der geschichtsträchtigen Krämerbrücke, wo seit Jahrhunderten Handel und Handwerk lebendig sind, verführt Goldhelm mit süßen Kostbarkeiten und handwerklicher Perfektion. In der Hausnummer 12 offenbart sich dem Genießer eine wahre Schatzkammer: Brückentrüffel, kunstvoll gefüllte Pralinés, puristische Tafelschokoladen und feine Aufstriche, allesamt in traditioneller Handarbeit gefertigt. Der kreative Kopf hinter der Manufaktur ist Chocolatier Alex Kühn.
Mit eigenen Rezepturen und einer tiefen Leidenschaft für Qualität begleitet er die Schokolade von der Bohne bis zur Tafel. Verarbeitet werden ausschließlich Grand-Cru-Kakaobohnen der Sorte Criollo, die von kleinen Familienbetrieben im peruanischen Dschungel geerntet und in der Kooperative Mateo Pumacahua fermentiert werden. Ergänzt wird das Sortiment durch quadratische Ganache-Schokoladen mit üppiger Pralinenfüllung. Jede Schokolade ist ein Einzelstück, unverwechselbar und charakterstark.
Direkt neben dem Brückenladen lädt der Goldhelm Eiskrämer zum Schlemmen ein. Wer einmal das hausgemachte NaturEis gekostet hat, weiß: Mehr braucht gutes Eis nicht. Auf künstliche Aromen, Farbstoffe oder Fertigpulver wird vollständig verzichtet. Stattdessen dominieren echte Zutaten aus der Region oder aus eigenem Anbau. Ob fruchtig, cremig oder raffiniert – die Sortenvielfalt spiegelt den Ideenreichtum des Teams um Alexander Kühn wider. In der Winterzeit wärmt zudem hausgemachter Punsch die Hände – und das Herz. Wer nach einem ausgedehnten Spaziergang über die Brücke bei Kerzenschein heiße Schokolade trinkt, erlebt einen der wohl romantischsten Momente der Stadt. Goldhelm ist längst zur Institution geworden, weit über die Grenzen Thüringens hinaus.
Zeitreise unter Erde und Himmel: Die Zitadelle Petersberg
Über den Dächern der Altstadt erhebt sich ein Ort voller Geschichte und Perspektive. Die barocke Zitadelle Petersberg ist ein Monument, das militärische Architektur mit moderner Kulturvermittlung verbindet. In der multimedialen Ausstellung im Kommandantenhaus taucht man tief ein in die wechselhafte Geschichte der Anlage. Spannend wird es bei einer Führung durch die unterirdischen Horchgänge. In den feuchten, engen Gängen unter der Festung wird deutlich, wie sich Soldaten einst auf der Lauer fühlten. Die Aussicht vom Plateau über die Altstadt rundet das Erlebnis ab. Hier verschmelzen Vergangenheit und Panorama zu einem unvergesslichen Stadtblick.
Geheimnisvoll und fast unsichtbar: Die mittelalterliche Mikwe
Kaum ein Ort liegt so versteckt und ist doch so bedeutend wie die mittelalterliche Mikwe an der Gera. Das rituelle jüdische Tauchbad stammt aus dem 13. Jahrhundert und zeugt von einer tief verwurzelten jüdischen Kultur in Erfurt. Der Zugang erfolgt unscheinbar über ein kleines Gebäude, doch was sich darunter verbirgt, ist beeindruckend. Die steinernen Stufen führen hinab in eine stille Kammer, in der das klare Wasser der Gera noch heute sprudelt. Als Teil des UNESCO-Welterbes erzählt die Mikwe vom Alltag, vom Glauben und vom Zusammenleben vergangener Jahrhunderte. Wer diesen Ort entdeckt, spürt Ehrfurcht und stille Faszination zugleich.
Die Wiege der Bildung: Das Collegium Maius
In der Michaelisstraße befindet sich das älteste Universitätsgebäude Erfurts – das Collegium Maius. Bereits 1379 gegründet, zog die Universität kluge Köpfe wie Martin Luther an, der hier 1501 sein Studium begann. Heute steht das denkmalgeschützte Bauwerk sinnbildlich für Erfurts intellektuelles Erbe. Wer das schlichte, aber beeindruckende Gebäude betritt, spürt die Aura eines Ortes, an dem Reformen ihren Anfang nahmen und Debatten geführt wurden, die die Welt veränderten. Die Verbindung von Gelehrsamkeit und Geschichte macht diesen Ort zu einem inspirierenden Zwischenstopp auf jeder Citytour. Ein kleiner Insider-Tipp: Oftmals unentdeckt bleiben die vier Stifterfenster direkt über dem Hauptportal, die die in Erfurt erstmals an einer Universität vereinten vier klassischen Fakultäten Philosophie, Medizin, Jurisprudenz und Theologie zeigen.
Ein Ort des Erinnerns: Die Gedenkstätte ROTER OCHSE in Halle
Nur rund eine Stunde Zugfahrt entfernt, aber historisch eng mit Erfurt verbunden, liegt ein Ort, der nachhallt. Die Gedenkstätte ROTER OCHSE in Halle beleuchtet die düsteren Kapitel deutscher Geschichte im Nationalsozialismus und in der DDR. Die ehemalige Haftanstalt wurde zu einem Raum der Aufarbeitung, des Gedenkens und des Lernens. Wer sich auf diesen Exkurs einlässt, erhält tiefe Einblicke in das Schicksal politisch Verfolgter. Für Menschen, die Erfurt als Ausgangspunkt für ihre Reise nutzen, ist dieser Ort eine eindrucksvolle Erweiterung ihres historischen Horizonts.
Hoch hinaus: Der Ägidienturm mit Altstadtblick
Direkt an der östlichen Einfahrt zur Krämerbrücke ragt der Ägidienturm empor. Viele gehen achtlos vorbei, dabei bietet dieser Turm einen der besten Blicke über die Altstadt. Der Aufstieg beginnt im Inneren der kleinen Kirche und führt über verwinkelte Stufen bis zu einem schmalen Umgang. Von dort öffnet sich der Blick über die Dächer der Stadt, auf den Dom, die Severikirche, das Augustinerkloster und viele weitere Wahrzeichen. Anders als der Petersberg bietet dieser Turm eine Aussicht auf die Altstadt statt auf sie zu. Ein Geheimtipp für Fotofans und Romantiker gleichermaßen.
Handel mit Gewicht: Die historische Waagegasse
Wer heute durch die enge Waagegasse schlendert, ahnt kaum, welche Bedeutung dieser Weg einst hatte. Im Mittelalter war sie die zentrale Zufahrt zur städtischen Waage, in der Waren gewogen, verzollt und zwischengelagert wurden. Erfurt besaß das Stapelrecht, was bedeutete, dass durchreisende Händler ihre Waren in der Stadt anbieten mussten. Die enge Bauweise der Gasse sollte verhindern, dass Fuhrwerke heimlich vorbeischlichen. Noch heute zeugen mächtige Speicherhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert von dieser Zeit. Ein geschichtsträchtiger Ort, der Erfurts Bedeutung als Handelsmetropole erahnen lässt.
Mittelalter trifft jüdisches Erbe: Das Steinerne Haus
Das Steinerne Haus am Benediktsplatz ist ein faszinierendes Relikt mittelalterlicher Baukunst. Um 1200 errichtet und später erweitert, war es einst im Besitz jüdischer Familien. Die Architektur mit gotischen Elementen und einer kunstvoll bemalten Holzdecke macht dieses Gebäude einzigartig in Deutschland. Heute ist das Haus nicht frei zugänglich, doch bereits die Außenfassade lässt erahnen, wie prachtvoll der Innenraum einst gewesen sein muss. Ein kurzer Stopp, der die Augen für jüdische Kultur im Mittelalter öffnet.
Zeitkapsel der Jahrhunderte: Die Alte Synagoge
Mit Bauteilen aus dem 11. Jahrhundert ist die Alte Synagoge eines der ältesten erhaltenen jüdischen Gotteshäuser Europas. Heute beherbergt sie ein Museum, das nicht nur Architekturfreunde begeistert, sondern auch durch die Ausstellung des Erfurter Schatzes fasziniert. Goldschmiedearbeiten, Münzen und Alltagsgegenstände aus dem 14. Jahrhundert erzählen von Wohlstand und tragischem Schicksal der jüdischen Gemeinde. Ein Ort, an dem Geschichte greifbar wird und der einen tiefen Eindruck hinterlässt.
Kultprodukt mit Biss: Der Born Senf-Laden am Wenigemarkt
Senf ist in Thüringen mehr als nur eine Beilage – er ist ein Kulturgut. Und niemand steht so sehr für diesen würzigen Begleiter wie Born. Seit 1820 wird die Marke mit Erfurt verbunden. Im Born Senf-Laden am Wenigemarkt kann man Senf frisch gezapft probieren, die Geschichte des Unternehmens in einer kleinen Ausstellung erkunden und sich durch das Sortiment schlemmen. Die Vielfalt reicht von klassisch scharf bis hin zu kreativen Kompositionen mit Honig oder Bier. Ein Mitbringsel, das Geschmack mit Heimat verbindet.
Humor an der Ampel: Die Erfurter Ampelmännchen
Wer mit offenen Augen durch Erfurt spaziert, wird an vielen Straßenkreuzungen nicht nur sicher über die Straße geleitet, sondern auch charmant unterhalten. Die Erfurter Ampelmännchen sind nicht einfach nur Lichtsignale, sondern kleine Kunstwerke mit Charakter. Da gibt es das rauchende Männchen am Mainzerhofplatz, ein Ampelfigur mit Hut und Zigarette, das regelmäßig für Schmunzeln sorgt. Andere Männchen tragen Regenschirme, Rucksäcke oder sogar eine Geburtstagstorte. Jedes dieser Ampelmännchen ist ein liebevoll umgestaltetes Unikat, handgefertigt vom Erfurter Tiefbauamt.
Die Idee stammt noch aus DDR-Zeiten und wurde über die Jahrzehnte weitergeführt. Inzwischen gibt es über ein Dutzend verschiedene Figuren, darunter auch Ampelfrauen, Schulanfänger mit Zuckertüte oder Bäcker mit Brotkorb. Besonders für Kinder ist das Entdecken dieser Figuren ein kleines Abenteuer. Eine Karte mit den Standorten gibt es in der Tourist-Information – ein Stadtspiel für Groß und Klein. Die unterschiedlichen Ampel-Männchen sind hier zu bestaunen:
• Bäcker: Häßlerstraße / Stadtweg
• Mann mit Regenschirm 1: Bahnhofstraße / J.-Gagarin-Ring
• Schulkind mit Zuckertüte: Riethstraße Schulseite
• rauchendes Ampelmännchen: Mainzerhofplatz
• Wanderer mit Rucksack: Talknoten / Schlüterstraße
• Tante: Krämpferstraße / Juri-Gagarin Ring
• Schatzsucher: Krämpferstraße / Juri-Gagarin Ring
• Mädchen mit Herz: Juri-Gagarin-Ring / Bürgermeister-Wagner-Str.
• Männchen mit Geburtstagstorte: Pergamentergasse / Domplatz
• Wanderer mit Stock: Käthe-Kollwitz-Straße /Am Schwemmbach
• Männchen mit Regenschirm 2: Pergamentergasse / Domplatz
Bernd, Maus & Co.: Der KiKA-FigurenPfad
Erfurt ist die Heimat des Kinderkanals von ARD und ZDF – und diese enge Verbindung zur Kinderunterhaltung ist im Stadtbild auf liebevolle Weise sichtbar. Der KiKA-FigurenPfad ist ein kostenloser Rundweg durch die Altstadt, bei dem man über 15 lebensgroße Figuren beliebter Fernsehcharaktere begegnet. Vom mürrischen Bernd das Brot am Fischmarkt über das Sandmännchen in der Kreuzgasse bis hin zur Maus und dem Elefanten am Anger. Jede Figur steht an einem bedeutenden Platz der Stadt. Die Figuren sind aus witterungsbeständigem Material gefertigt, detailgetreu gestaltet und interaktiv erfahrbar. Besonders beliebt bei Familien ist die kostenfreie App, die spielerisch durch den Parcours führt und an jeder Station kleine Aufgaben bereithält. Auch geführte Touren sind buchbar. Ein perfekter Programmpunkt für Kindergeburtstage, Schulausflüge oder einfach einen unterhaltsamen Nachmittag in der Stadt. Wer mit Kindern reist, kommt an diesem Pfad kaum vorbei – und auch Erwachsene entdecken ihre Fernsehhelden von einst mit leuchtenden Augen wieder.
Tierische Begegnungen: Der Thüringer Zoopark Erfurt
Im Norden der Stadt öffnet sich eine ganz andere Welt: Der Thüringer Zoopark Erfurt ist einer der größten zoologischen Gärten Deutschlands und zugleich ein Ort, an dem sich Tierliebe, Bildung und Erholung auf wunderbare Weise verbinden. Auf über 60 Hektar leben hier rund tausend Tiere aus allen Kontinenten – darunter Elefanten, Nashörner, Giraffen und Löwen. Besonders beeindruckend sind die begehbaren Gehege wie die Lemureninsel oder die weite Savannenlandschaft, die das Verhalten der Tiere hautnah erfahrbar machen. Der Park ist modern gestaltet, barrierefrei und bietet zahlreiche Spielmöglichkeiten für Kinder. Auch gastronomisch ist für Abwechslung gesorgt – vom Imbissstand bis zum Zoorestaurant mit Panoramablick. Veranstaltungen wie die lange Zoonacht oder kommentierte Fütterungen machen den Besuch noch lebendiger. Wer einen halben oder ganzen Tag im Grünen verbringen möchte, findet hier ein abwechslungsreiches Erlebnis für alle Generationen.
In Erfurt verbinden sich Erleben, Genießen und Staunen
Die vorgenannten 15 Geheimtipps zeigen, dass Erfurt viel mehr zu bieten hat als Dom, Krämerbrücke und klassische Stadtführungen. Zwischen jüdischem Kulturerbe, süßer Versuchung, alternativer Stadtarchitektur und kreativen Details wie den Ampelmännchen entfaltet sich eine urbane Erlebniswelt voller Überraschungen. Erfurt ist eine Stadt für Flaneure, für Neugierige und für Genießer. Es ist ein Ort, an dem sich Geschichte mit Gegenwart verbindet, an dem Regionales mit Internationalem verschmilzt und der immer wieder neu entdeckt werden will. Wer sich darauf einlässt, kehrt nicht nur mit schönen Bildern im Kopf zurück, sondern mit einem Gefühl echter Verbindung zu einem ganz besonderen Stück Thüringen.
Noch mehr entdecken in Erfurt
Wer weitere Geheimtipps, Stadtführungen oder individuelle Empfehlungen für den nächsten Erfurt-Besuch sucht, wird bei der Erfurt Tourismus und Marketing GmbH fündig. Vor Ort am Benediktsplatz oder online erhalten Gäste ausführliche Informationen zu Veranstaltungen, Stadtplänen, Führungen und besonderen Angeboten.
Erfurt Tourismus und Marketing GmbH
Benediktsplatz 1
99084 Erfurt
Mail: service@erfurt-tourismus.de
Web: www.erfurt-tourismus.de oder www.erfurt-marketing.de
Ein Blick auf die offiziellen Seiten lohnt sich – nicht nur zur Reisevorbereitung, sondern auch als digitale Begleiterin durch eine Stadt voller überraschender Perspektiven.
Quelle und Bilder: Redaktion, 20.07.2025











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